Was hat der Muttertag mit Hyperhidrose zu tun?


Konzentriert sitzt die junge Frau vor mir in der Sprechstunde und füllt den Fragebogen aus. Sie kommt zur Behandlung ihres übermäßigen Schwitzens zu mir. Die Fragen beziehen sich auf ihre Schwitzausprägung und die Umstände, die sie schon fast ihr ganzes Leben lang quälen. Bei einer Frage stutzt sie und schaut kurz hoch. Bei den Fragen zur Familie hat sie bei „Mutter“ ein „Ja“ angekreuzt. „Kann ich das von meiner Mutter geerbt haben?“ platzt die Frage fast aus ihr heraus. Darüber hat sie noch nie nachgedacht. „Sie schwitzt auch viel, aber an anderen Stellen.“ Wir sprechen jetzt viel über ihre Mutter, dass sie immer ein Tüchlein dabeihat. Dass sie auch immer wieder mal eben verschwindet und sich alle fragen, wo sie kurz hin ist. „Darüber hab‘ ich noch nie so richtig nachgedacht, aber sie muss sich wohl auch schnell herrichten, wenn einer dieser blöden Schwitzschübe sie überfällt.“

„Stimmt“ kann ich ihr nur beipflichten, das hört sich nach dem Verhalten, ja nach dem Leben einer Hyperhidrose-Betroffenen an. „Ihr Gedanke ist völlig richtig, Hyperhidrose wird vererbt, haben wir Ende 2020 publiziert. In die Tagesschau kamen wir damit nicht, denn da saßen nur noch Virologen.“ Wir lachen beide.

Wir kommen wieder auf ihr eigenes Schwitzproblem zurück und überlegen gemeinsam, was die nächsten Schritte sein können. Sie wirkt zunehmend weniger angespannt, es gibt doch eine ganze Reihe Möglichkeiten, ihre durch Hyperhidrose eingeschränkte Lebensqualität zu verbessern. Wir haben einen Plan, wie wir die Behandlung beginnen und jetzt ist sie richtig gelöst.

„Jetzt muss ich aber nochmal auf meine Mama zurückkommen“, scheint ihr das Thema keine Ruhe zu lassen.
„Erzählen Sie ihr doch, dass man gegen Schwitzen etwas machen kann. Erzählen Sie ihr, dass sie selbst jetzt loslegen und motivieren Sie sie, auch etwas zu tun, denn niemand muss mit Hyperhidrose leben. Eine Verbesserung der Lebensqualität ist doch immer zu erreichen.“
Vielleicht ist das das beste Geschenk, dass sie ihrer Mutter machen kann – zum Muttertag, und zu jedem anderen.

Ich wünsche allen Müttern einen wunderschönen Tag und meiner Mama auch.
Alles Liebe zum Muttertag!

Herzlich Ihr Dr. Schick